Löw: Adenauer hatte recht

Konrad Löw: Adenauer hatte recht – Warum verfinstert sich das Bild der unter Hitler lebenden Deutschen?

Konrad Löw
Adenauer hatte recht – Warum verfinstert sich das Bild der unter Hitler lebenden Deutschen?
Erweiterte zweite Auflage 2016.
Taschenbuch im Format 21 x 14,7 cm, 253 Seiten mit 2 Abbildungen
ISBN: 978-3-945127-10-0
9,90

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Seit Jahren geht der Politologe und Jurist Prof. Konrad Löw einer einfachen Frage nach: Was hielten die Deutschen der Jahre 1933-1945 von der brutalen Judenverfolgung des NS-Regimes? Wie dachten sie über Boykott, Ausgrenzung, Verdrängung aus dem Staatsdienst, Enteignung und schließlich Deportation?


Seine Ergebnisse sind eindeutig: Die Zahl der überzeugten oder gar aktiven Antisemiten war gering, die übergroße Mehrheit der Deutschen hat diese Politik abgelehnt. Auch und gerade die Aufzeichnungen der in Deutschland lebenden Juden über ihre nichtjüdischen Mitbürger bestätigen diesen Befund eindrucksvoll, ebenso die Dokumente von Regimegegnern, ausländischen Beobachtern und sogar interne Akten des NS-Regimes selbst. Löws Forschungen zeigen, dass Konrad Adenauer recht hatte, als er 1953 vor dem Bundestag erklärte: „Das deutsche Volk hat in seiner überwiegenden Mehrheit die an den Juden begangenen Verbrechen verabscheut und sich an ihnen nicht beteiligt.“

Doch diese Forschungsergebnisse Löws wurden in Deutschland keineswegs dankbar aufgenommen und gebührend verbreitet – im Gegenteil. Der 1931 geborene Wissenschaftler, der aus einem NS-kritischen Elternhaus stammt, sah und sieht sich erheblichem Druck ausgesetzt, bis hin zu massiven Polemiken gegen seine Person in großen Zeitungen. Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) meinte im Jahre 2004, sich öffentlich dafür entschuldigen zu müssen, dass sie „versehentlich“ einen Aufsatz Löws selbst verbreitet hatte. Gegen diese öffentliche Schmähung setzte Löw sich mit juristischen Mitteln zur Wehr und obsiegte 2010 vor dem Bundesverfassungsgericht. Es folgte nicht etwa eine endlich qualifizierte Berichterstattung über den gesamten Vorgang, sondern eine beispiellose Polemik großer Medien gegen das Bundesverfassungsgericht.

In seinem neuen Buch untersucht Konrad Löw die Hintergründe dieses Vorgangs und damit zusammenhängender Entwicklungen. Er zeigt erschreckende Fehlentwicklungen in Geschichtswissenschaft, Politik, Justiz und Medien auf, aber auch Gegenbewegungen, die Mut machen. Ein spannendes, ein bitter notwendiges Buch! 

Vorwort zur 2. Auflage

Als dieses Buch Ende 2013 erschienen ist, war absehbar, dass es in den großen Medien nicht gefeiert werden würde. Die spitz formulierte Kritik am Verhalten vieler großer Zeitungen und Sender bei den Themen „Umschreibung der Geschichte des Dritten Reiches“ im Allgemeinen und „Behandlung des Rechtsstreits Bundeszentrale versus Konrad Löw“ im Besonderen war für die Betroffenen offenbar schwer verdaulich.   

Nicht eben souverän, dass sie nicht mit Argumenten reagierten, sondern dass ausnahmslos alle von mir kritisierten Medien das Buch lieber unerwähnt ließen. Die erkennbare Hoffnung, damit Interesse und Beachtung zu vermeiden, hat indes getrogen. Besprechungen in vielen kleineren Blättern, persönliche Empfehlungen und die freie Meinungsäußerung im Internet haben dem Buch schnell zum Erfolg verholfen. Ein besonderer Dank gilt hier meinem Freund Alfred Grosser. Er hat es sich nicht nehmen lassen, bei seiner Rede vor dem Plenum des Deutschen Bundestages am 3. Juli 2014 zum 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkrieges mir im Beisein von Bundespräsident und Bundeskanzlerin mit folgenden Worten seine Solidarität zu bekunden:

Und die Studien, unter anderem von einem meiner Kollegen aus München, die zeigen, wie viele nicht-jüdische Deutsche jüdischen Deutschen geholfen haben, auf viele Art und unter Gefahr – das darf nicht wahr sein, denn DIE Deutschen waren doch alle Antisemiten.“

Schnell hatte sich im Internet herumgesprochen, wer dieser „Kollege aus München“ denn war, und der Verlag hatte in der Folgezeit gut zu tun. Bald darauf war klar, dass eine 2. Auflage des Buches notwendig und möglich werden würde. Neben kleineren Korrekturen und Ergänzungen haben sich folgende neue Aspekte ergeben:

  • Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat in einer Fernsehsendung am 9. Mai 2015 neue Details über ihre Rettung in Arberg bekanntgegeben. Sie bestätigen weitgehend das in der ersten Auflage des Buches von mir gezeichnete Bild des Geschehens.
  • Es haben sich beachtliche neue Belege dafür gefunden, dass die eminent hohen Zahlungen Deutschlands in der Europäischen Union bis heute nicht zuletzt als Wiedergutmachung für das NS-Unrecht gedacht sind. Eine so späte und massive Belastung von Millionen Nachgeborenen setzt aber die Vorstellung einer kollektiven Haftung und letztlich auch einer kollektiven Schuld des deutschen Volkes voraus.
  • Was die sogenannte „Nachruf-Affäre“ von Joschka Fischer und das mehrbändige Werk „Das Amt und die Vergangenheit“ angeht, so hat der frühere Bundesaußenminister unterdessen ganz ungeniert klargemacht, dass es ihm mit diesem angeblich „wissenschaftlichen“ Buch in keiner Weise um die geschichtliche Wahrheit gegangen ist. Eine stärkere Bestätigung der Behauptungen dieses Buches hätte es nicht geben können.
  • In diesem Zusammenhang ergeben sich ganz neue Aspekte bei der Beurteilung der Person des Juristen Dr. Franz Nüßlein, dessen 2003 publizierter Nachruf der Anlass für die quasi-offizielle Umschreibung der Geschichte des Auswärtigen Amtes in der NS-Zeit gewesen ist. Doch dieser von Fischer im Grunde als Massenmörder geschmähte Diplomat hat im Dritten Reich offenbar jede persönliche Verstrickung vermieden, sondern durch die geschickte Begutachtung von Begnadigungsanträgen einer Reihe von NS-Gegnern das Leben gerettet. Der auf Franz Nüßlein veröffentlichte Nachruf war insofern tatsächlich anstößig: Allerdings nicht, weil er die Vita des Verstorbenen beschönigt hätte, sondern weil er dessen vielleicht größtes Verdienst verschwieg.
  • Die größte Erweiterung der zweiten Auflage ist aber das neue Kapitel XIV: „Hitlers langer Schatten: Deutschland in der Zuwanderungskrise“ Das große Thema des Jahres 2015, die Zuwanderung von über 1 Million Personen überwiegend muslimischen Glaubens nach Deutschland, hat viele Verbindungen zur Frage, wie die Deutschen zur NS-Zeit stehen. Nicht zufällig haben große Zeitungen davon gesprochen, die deutsche Politik stehe in dieser Frage unter den langen Schatten der Vergangenheit. Was hier im Jahre 2015 geschehen ist, hat zwar mit Asylgewährung für politisch Verfolgte nicht viel zu tun gehabt. Allerdings wurde intensiv so argumentiert und ganz eindeutig ist unser beispiellos weitgehendes („subjektives“) Asylrecht eine Reaktion auf das NS-Unrecht.
  • Eng mit diesem Kapitel verbunden ist das neue Unterkapitel XV: „Abschied vom deutschen Volk? – Wenn die Umvolkung zum Programm wird“. In enger innerer Verwandtschaft mit Überlegungen mehrerer Politiker der Grünen und teilweise auch der SPD hat im Sommer 2015 auch Bundespräsident Joachim Gauck zu verstehen gegeben, dass er eine Änderung der nationalen Identität des deutschen Volkes durch massenhafte Zuwanderung begrüßen würde. Einen Skandal oder auch nur eine breite Debatte haben seine Worte nicht ausgelöst. Wir analysieren das außergewöhnliche Interview des Staatsoberhauptes und fragen nach der verfassungsrechtlichen Zulässigkeit dieses Programms einer an sich offen erklärten „Umvolkung“ der Deutschen, die aber nicht als solche benannt wird und in Deutschland auch kaum noch so benannt werden darf.      

Diese Erweiterungen haben den Umfang dieses Buches um Einiges anwachsen lassen. Sie basieren in der Recherche fast ganz und in der Formulierung zu großen Teilen auf der Arbeit meines Verlegers Konrad Badenheuer, dem ich dafür einmal mehr herzlich danken möchte. Nicht minder herzlich danken möchte ich Herrn Dr. Ronald Berndt, der auch die zweite Auflage dieses Buches großzügig gefördert hat.

München, im Mai 2016

Konrad Löw